Regensburg: Stadtklima und Luftverunreinigung

Klimaökologische und lufthygienische Untersuchungen zur Belastung und Belastbarkeit eines städtischen Lebensraumes

Autor/innen

  • Christiane Dittmann

DOI:

https://doi.org/10.5283/albertina.1

Abstract

Die Untersuchungen führen zu dem Ergebnis, daß der Regensburger Raum aufgrund der orohydrographischen Situation ein ungünstiges Lokalklima aufweist. In Strahlungsnächten, die ganzjährig häufig auftreten, bilden sich in der Regensburger Bucht Bodenkaitluftansammlungen mit tiefliegenden Temperaturinversionen, die vor allem im Herbst und Winter die Entstehung von Nebel begünstigen, der oft mehrere Tage erhalten bleibt . Die Naßkälte und Lufttrübung belasten dann das Wohlbefinden der Bevölkerung.

Durch die städtische Bebauung wird das Lokalklima der Regensburger Bucht verändert. Die größere Wärmespeicherkapazität der Gebäude und die Ableitung der Niederschläge bewirken eine Überwärmung der Stadtviertel . Besonders an Sommertagen ist im Zentrum und an den breiten Asphaltflächen der Ausfallstraßen eine erhebliche Temperaturerhöhung zu verzeichnen. In Strahlungsnächten überlagern sich in Regensburg die Wirkungen der städtischen Überwärmung und der Bodeninversion. Während sich im Donautal ein Kaltluftseebildet, entsprechen die Temperaturen i n der erwärmten Altstadt etwa den Werten auf den randlichen Höhenzügen. Die Hangbebauung mit Wohnblocks und Hochhäusern verschärft zusätzlich die wetterbedingten stabilen Schichtungsverhältnisse, da die Gebäudeüberwärmung die Temperaturen im Bereich der warmen Hangzone erhöht.

Die Frischluftzufuhr in die Regensburger Bucht ist durch die städtische Bebauung weitgehend behindert, die klimatische Wirkung der Flüsse durch die Betonierung und Bebauung der Ufer mit geschlossenen, uferparallelen Häuserzeilen sehr gering. Darüberhinaus wird durch die städtische Bebauung die relative Feuchte reduziert , d i e Windgeschwindigkeit durch die vergrößerte Oberflächenrauhigkeit abgebremst und Luftströmungen werden umgelenkt.

Der klimatische Wirkungskomplex wird auch noch durch die Emissionen von Industrie, Hausbrand und Verkehr beeinflußt. Hauptemittent in Regensburg ist die Zuckerfabrik; die Abgase des Hausbrands, vor allem der kohlebefeuerten Einzelöfen, tragen aber in einem nicht zu unterschätzenden Maße zur Luftverunreinigung bei. In Strahlungsnächten sammeln sich die Emissionen aus niedrigen Quellen unterhalb der Sperrschicht und verursachen z.T. sehr hohe Immissionskonzentrationen. Daß in Regensburg besonders die durch Gebäudebeheizung bedingten Emissionen zur Luftverunreinigung beitragen, zeigt sich auch daran, daß SG2-Immissionen im Winter mit der Lufttemperatur korrelieren. Die Rauchgase aus industriellen Turmkaminen werden bei stabiler Schichtung dagegen oberhalb der Bodeninversion emittiert und gelangen erst nach Einsetzen der thermischen Turbulenz in Bodennähe. Daß hohe Kamine jedoch auch für die nähere Umgebung keinen ausreichenden Schutz vor Luftverunreinigung bieten, zeigt sich bei guten Durchmischungsverhältnissen. Dann werden die Abgasfahnen schon in kurzer Entfernung zu Boden gedrückt.
In Regensburg kommt hinzu, daß besonders im Herbst und Winter Südostwinde vorherrschen, die  die Emissionen aus dem Industriegebiet im Südosten der Stadt in das Zentrum verfrachten.

Im Gegensatz zu den flächenhaft belastenden Abgasen von Industrie und Hausbrand wirken die verkehrsbedingten Emissionen vor allem in Straßennähe. Da sich CO sehr rasch verdünnt, sind besonders Fußgänger in den engen Altstadtgassen Regensburgs von erhöhten Immissionen betroffen, die gelegentlich Übelkeit auslösen können, insgesamt aber nicht gesundheitsgefährdend sind.

Obwohl die Stadt Regensburg nur wenige industrielle Großemittenten aufweist, ist das Gebiet durch Luftverunreinigungen deutlich belastet . Dies ist nicht nur an der gelegentlichen Überschreitung der Grenzwerte in den Wintermonaten erkennbar, sondern vor allem an den Gesteinszerstörungen an mittelalterlichen Bauwerken, den Wuchsbeschränkungen von Pflanzen und gesundheitlichen
Beeinträchtigungen der Bewohner. In Verdichtungsräumen wie München oder Nürnberg, in denen erheblich größere Emissionsmengen anfallen, werden dagegen im Mittel kaum höhere Immissionskonzentrationen registriert. Ursache für die relativ ungünstige lufthygienische Situation in Regensburg ist somit hauptsächlich die orohydrographische Lage, die ein Lokalklima hervorruft, das gegenüber Luftverunreinigungen wenig belastbar ist ; es treten schon bei nicht übermäßig großen Emissionsmengen erhöhte Immissionen auf.

Aus diesem Grund ist  bei der Stadtplanung die Luftreinhaltung besonders zu berücksichtigen. Die Feuerungsanlagen von Industrie und Hausbrand sollten weitgehend auf emissionsarme Energieträger umgestellt und die Ansiedlungen von Betrieben, die hohe Emissionen verursachen, vermieden werden.

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Veröffentlicht

2015-02-26