Die Entwicklung der Naturwissenschaften an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Regensburg (1923 -1968)
Abstract
Die Phil.-Theol. Hochschule Regensburg, die Vorläuferin der Universität Regensburg, erhielt ihren
Namen im Jahre 1923 durch die Umbenennung des bis dahin bestandenen Lyzeums. Damit war sie
den katholischen Fakultäten der Universitäten gleichgestellt und widmete sich weiterhin vornehmlich
der Ausbildung von Priesteramtskandidaten.
Vor dem zweiten Weltkrieg hatte die Phil.-Theol. Hochschule Regensburg zwei naturwissenschaftliche
Lehrstühle, einen für Physik und einen für Biologie. In beiden Fächern mußten damals
die Theologiestudenten Lehrveranstaltungen besuchen und Prüfungen ablegen. Da die Phil.-Theol.
Hochschule Regensburg nicht in das ideologische Konzept der Nationalsozialisten paßte, wurde sie
immer mehr zurückgedrängt und mußte bei Kriegsbeginn 1939 ganz geschlossen werden. Doch bereits
im Wintersemester 1945/46 konnte sie wieder ihren Studienbetrieb fortsetzen. Da die Universitäten
in ihrer Bausubstanz und apparativen Ausstattung durch den Bombenkrieg schwer angeschlagen
waren, wurden die Phil.-Theol. Hochschulen in Bayern gebeten, Studenten aller Fachrichtungen
aufzunehmen und den Lehrbetrieb entsprechend zu erweitern. An der Phil.-Theol. Hochschule Regensburg
wurde so ab dem Wintersemester 1946/47 damit begonnen, 11 neue naturwissenschaftliche
Institute mit jeweils eigenen Leiter aufzubauen. Da fast keine Finanzmittel zur Verfügung standen,
war dieser Aufbau nur mit der tatkräftigen Unterstützung der Studenten möglich. Sie schmuggelten
z. B. Glaswaren und andere Geräte aus der damaligen sowjetischen Besatzungszone und betätigten
sich sogar als Maurer und Handwerker. Schließlich konnten die rund tausend Studenten der Phil.
Theol. Hochschule jedes Semester unter rund einhundert naturwissenschaftlichen Lehrveranstaltungen
wählen. Medizinstudenten konnten beispielsweise bis zum Physikum studieren, Chemiestudenten
sogar bis zum Diplom. Trotz der alltäglichen Schwierigkeiten, mit denen der Lehr- und Studienbetrieb
im Bereich der Naturwissenschaften unter Nachkriegsbedingungen zu kämpfen hatte, wurden beachtliche Erfolge in der naturwissenschaftlichen Forschung erzielt. Der gemeinsame Kampf von
Studenten und Dozenten, die Phil. Theol. Hochschule Regensburg zu einer vierten bayerischen Universität
auszubauen, scheiterte aber zunächst. So wurde der erweiterte Lehrbetrieb nach Ablauf des
Sommersemesters 1956 wieder eingestellt und die Hochschule kehrte wieder in ihren alten Zustand
zurück. Schließlich wurde in Regensburg aber doch eine Universität gebaut, so daß die Phil. Theol.
Hochschule 1968 aufgelöst wurde und in der katholischen Fakultät der neuen Universität aufging.
Die Arbeit stützt sich auf Akten des Universitätsarchives Regensburg, auf Zeitungsartikel aus dieser
Zeit, auf Interviews von Augenzeugen durch den Autor sowie sekundäre Literaturstellen.
The College of Philosophy and Theology in Regensburg was elevated from the rank of lyceum in 1923
to that of "Hochschule", an institution of higher learning. As such it was accorded the Privileges and
rights of university faculties. This institution was the precursor of the University of Regensburg.
Prior to World War II this College maintained to professorships in the natural Sciences, one in physics
and the other in biology. Class attendence and examination in both areas were obligatory for
theology students. Because the College did not fit in with the ideological concepts of the Nazi Government,
is was subjected to repeated harassing and then closed down in 1939 with the outbreak of
the War. But is was open again soon afterwards, for the winter semester of 1945 - 46. Because the
bombing damage to Germany’s Universities was immense, the Government in Bavaria requested the
almost untouched College of Philosophy and Theology in Regensburg to admit students from all faculties
and to expend its program accordingly. As a result eleven new institutes in the natural Sciences
were introduced in the winter semester of 1946 - 47, each with its own director. Since almost no finances
were available to construct and outfit them, students had to help. They smuggled, for example,
glassware and equipment out of the Soviet Occupation Zone and aided in the remodelling where possible.
Despite the daily problems arising from partly antiquated and inadequated equipment, meager
budget, and much too limited space, successful research was carried out. Students and faculty fought
side by side to have the College of Philosophy and Theology in Regensburg recognized and expanded
into the fourth Bavarian university. But their efforts failed. Instead the number of courses was
diminished and capacity reduced to the pre-war-level. In the end a university was built in Regensburg,
the College of Philosophy and Theology dissolved and its faculty incorporated into the Theological
Faculty of the University.
This paper is based on acts from the archives of the University of Regensburg, newspaper of the period,
eye-witness interviews conducted by the author and secondary literature.
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