Quantifizierender Reduktionismus als Risiko in der Grographie
Am Beispiel der Geomorphologischen Karte 1:25.000 der Bundesrepublik Deutschland.
Abstract
Bei der geomorphologischen Kartierung 1:25.000 der BRD wird ein
reduktionistisches Konzept verfolgt. Komplexe Landschaftselemente
mit einer Basisbreite größer 100 m werden in Teilelemente desintegriert
und in quantifizierende oder abstrakt definierte, theorieneutrale
Signaturen übersetzt. Der genetische Aspekt kommt über
Flächenfarben zum Ausdruck. Auf diese Weise soll eine fächerübergreifende
Nutzbarkeit der Informationen ermöglicht werden. Zur
Darstellung geomorphologischer Sachverhalte erweist sich die Reduktion
als zu weitgehend, denn es treten irreversible Informationsverluste
auf. Der Anspruch, nutzungsrelevante, ökologisch
sinnvolle Aussagen aus der GMK-25 ableiten zu können, wurde
nicht eingelöst, ökologisch vertretbare Nutzwertanalyse muß als
wesentlichste Indikatoren Qualität und Verteilung von Biotopen berücksichtigen.
Diese sind nicht einmal ansatzweise in der GMK-25
enthalten. Die zusammenhanglose Vermischung von Informationseinheiten,
die in heterogenen Kontexten ihren Sinn erhalten, in einem
einzigen Kartenbild ist das Anti-Prinzip zur sachbezogenen Merkmalsgewichtung
und verhindert die Erkenntnis von Systemzusammenhängen.
Das aus einem kritiklos übernommenen, physikalisch/mathematischen
Exaktheitsideal abgeleitete Konzept der GMK-25 bedeutet die irreversible
Auflösung der notwendig komplexen Inhalte hoher geomorphologischer
Integrationsebene.
A reductionistic concept is being pursued in the 1:25.000 geomorphological
mapping of the Federal Republic of Germany. Complex
landscape elements with a base length greater than 100 m are broken
down into partial elements and re-interpreted in terms of
quantificational or abstractly defined, theoretically neutral map
Symbols. The genetic aspect is expressed by areal colouring. In
this way it aims to achieve an interdisciplinary utilization of
such Information. This reduction has proved to be too drastic
insofar as it gives rise to irretrievable loss of information. The
Claim that use-oriented, ecologically relevant information would
be derivable from GMM-25 has not been substantiated. An ecologically
justifiable evaluation must also consider the quality and
distribution of biotopes as its most fundamental indicators. These
are not even rudimentarily included in the GMM-25. The uncontextualized
biending of information units which only make sense in
heterogeneous contexts to produce a single map is antithetical to
the principle of subject related selection of relevant characteristics
and prevents comprehension of the systematic relationships.
The underlying concept of the GMM-25, derived from an uncritical
incorporation of physico-mathematical predictability principles,
leads to an irreversible renunciation of the necessarily complex
constituents of a high geomorphological level of integration.
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