Das Gletschervorfeld des Ödenwinkelkeeses (Hohe Tauern) als geographisch-glaziologisches Exkursionsziel

(Mit einer Karte des Vorfeldes 1:5000)

Autor/innen

  • Heinz Slupetzky

Abstract

Das Gletschervorfeld des Ödenwinkelkeeses im Stubachtal (Hohe
Tauern, Ostalpen) in der Glocknergruppe ist über einen Lehrweg vom
Alpinzentrum Rudolfshütte (2.310 m) aus erreichbar; der Weg ist
auf der beiliegenden Karte eingetragen. Das Ödenwinkelkees ist ein
schuttbedeckter Talgletscher im Kar des Ödenwinkels am Fuß einer
600-800 m hohen, steilen Felswand. Er hat eine Fläche von 2,1 km2
und endet in 2.150-2.160 m Seehöhe. Das Vorfeld, in dem zwei Moränenwälle
von 1900 und 1925 zu finden sind, wird durch die 1850er-
Moräne abgegrenzt. Der Gletscher schmolz von 1850 bis 1987 um 1,4
km zurück, von 1960 bis 1988 um 303 m. Die jährliche mittlere
Rückzugsrate von 11 m hat sich in den vergangenen drei Jahren auf
3-4 m verringert, da der Massenzuwachs des Gletschers seit Mitte
der 60er-Jahre bis Ende der 70er-Jahre mit einer Reaktionszeit von
über 20 Jahren das Gletscherende erreicht und zu einer Aufwölbung
und Erhöhung der Fließgeschwindigkeit geführt hat. Eine Besonderheit
im Vorfeld sind Wälle und Streifen von einigen Metern bis zu
mehreren Zehner von Metern Länge, bestehend aus kantigen Blöcken
und Steinen, deren Entstehung auf den Zerfall der Gletscherzunge
und das Absetzen der Obermoränendecke auf die Grundmoräne während
des Abschmelzprozesses in Abhängigkeit vom Rückzug des inaktiven
Eises zurückzuführen ist; die Wälle sehen von der Ferne wie große
Strukturböden aus.

The glacier forefield of the Ödenwinkelkees in the Stubach valley
(Hohe Tauern, Eastern Alps) in the Glöckner mountain group can be
reached by a guided nature trail starting at the alpine hostel
Alpinzentrum Rudolfshütte (2.130 m). The trail is shown on the enclosed
map. The Ödenwinkelkees is a debris covered valley glacier
in the cirgue of the ödenwinkel at the foot of a steep, 600 to 800
m high rock wall. It covers an area of 2.1 km2 and terminates at
an elevation of 2.150-2.160 m. The proglacial area, where two
moraine ridges of 1900 and 1925 can be found. is bordered by the
moraine ridge of 1850. The glacier melted back 1.4 km between 1850
and 1987 and 303 m from 1960 to 1988. The mean annual rate of recession
of 11 m was reduced to 3-4 m during the last three years. As a result of the mass gain of the glacier since the mid-sixties
to the end of the seventies, a bulging and lifting of the glacier
surface at its terminus after a delay of more than 20 years occured.
Special features in the forefield are ridges and stripes ranging
from a few meters up to tens of meters in length and consisting
of angular rocks and stones. They are caused by the decay of
the glacier tongue and the deposition of upper moraines on ground
moraines during the ablation process due to the recession of the
inactive ice. The ridges look like large patterned ground from the
distance.

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Veröffentlicht

2023-07-26